Montag, 11. Oktober 2010

"Darf ich jetzt gehen?" oder "Aus 24 mach 42."

Selbst Sonntagmorgen um 9.30 Uhr auf dem Weg zum Start kam es mir irgendwie noch unwirklich vor, dass ich gleich Marathon laufen würde. Und nach der durchwachsenen Endphase war ich zwar überzeugt von meinem Start aber nicht so sehr vom Zieleinlauf. Naja, an der Zielvisualisierung kann ich ja zukünftig noch Arbeiten.

Meine Begleitung Markus (der in 3 Wochen die sub3 in FFM knacken will - mein Respekt)hat tolle Ablenkungsdienste beim Frühstück geleistet und war mit Gels und Handy perfekt ausgrüstet. Immerhin war von Anfang sicher, dass es eine Weile dauern würde, bis ich wieder daheim war. Der Trainer wartete dann schon mit Rald ausgerüstet vor der Haustür und war nur ein wenig müde vom Ironman schauen. Aber das sollte mich wirklich nicht stören.

Die Vorstartatmosphäre hab ich in ganzen Zügen genoßen. Und irgendwie ging es dann auch ganz flott (ok 10 Minuten von Zuhause zum Start per pedes sind wirklich ein Traum). Kurz vor dem Start trafen Markus und ich noch Lars und 15 Minuten nach dem Startschuss durften auch wir die Linie überlaufen. Woah, ich laufe Marathon. Grinsen bitte anknipsen. Plan war (wenn Magen und Sehne mitspielen) jede 5km in 35 Minuten zu laufen. Diese "Kleinteilung" der Strecke erschien mir irgendwie pyschologisch sinnvoll. :-)

Zwischen km1 und 2 stand schon der erste Supporter: eine gute Freundin, dick eingepackt und mit Kaffee in der Hand. Erste Runde freuen und Lächeln. Die ersten 5km gingen in Nichts weg, die Lauf- und Radbegleitung (ja, der Trainer radelte soweit möglich NEBEN der Strecke her. Jipi!) beschäftigten auf hohem Niveau. Bei km10 waren wir 70 Minuten top im Zeitplan. Die Sehne drückte leicht, aber keine Schmerzen. Bei km16, nach dem längstem Anstieg standen MaD (genau: Mam and Dad) und jubelten frenetisch. Meine Mama hatte noch ne Flasche Cola besorgt, die sie dem Trainer in die Hand drückte - für später. Sie hatte das am Vorabend bei einer Feier als Tipp mitbekommen. Ab km 17 wurde es sehr unterhaltsam, da sich MaD auch zur Fahrradbegletiung entschlossen. Die Läufer um uns rum waren bestens unterhalten: Markus telefonierte Ab und zu und twitterte, der Trainer fragte wie es so lief und mein Dad meinte irgendwann "Nicht mal Angie wird so zahlreich begleitet." Die Halbmarathonmarke fiel bei 2:30 Stunden und bei nächsten Blick auf Heinz war ich 24,6km gelaufen. Woah, so weit ging es noch nie.

Kurz vor km27 wurde die Schmerzen etwas stärker und ich äußerte das allererste Mal: "Irgendwie gerade etwas weniger Bock." Und wie gerufen stand dort der nächste Supportet. Eine weitere Freundin, die wusste, dass der Streckenabschnitt zwischen 20 und 30 eher fad wird und etxra Plakat gemalt hatte. Große Freude! Das war einfach genial. Sie lief sogar einen Kilometer neben her. Bei km28 stiegen meine Eltern wieder aus und versprachen ins Stadion zu kommen. Auf dem Marienplatz wurde ich namentlich erwähnt und das in Kombination mit den Leuten an der Strecke (super, dass da einige auch auf die Langsamen gewartet haben) beflügelte nochmal. Leider nur bis km32. Ich musste mittlerweile echt dringend aufs Dixie, aber irgendwie kam keins. Zudem hatte ich ein wenig die Lust verloren und dachte mir nur: "Ihr Deppen, auch 10km sind weit." Ja, die Begleiter motivierten brav mit "Es sind nur 10km." "Einen Zehmer schafft man immer.". Ja, aber mir tat das linke Bein weh (ja die Sehne), die Fußsohlen schmerzten wie nach besten Sommerschlussverkaufszeiten (ja, mein Studium wurde teilweise mit Verkäuferjobs finanziert) und der Chip drückte.

Ok, nach Dixiepause ging es etwas besser und ich wollte in Gehpausenverhandlungen einsteigen. Die wurden allerdings ablehnt. Die Freunde, die bei km33 standen tun mir im Nachhinein etwas leid, ich lächelte zwar, aber ganz soviel Freude kam in dem Moment nicht auf. Aber nach km36 ging es wieder auf die Leopoldstr., ich durfte das Wasser in Gehen zu mir nehmen (mit Dixie die einzige Gehpause und die zählen wohl nicht, an Verpflegungstationen kann man etwas abbremsen :-)) und die Laune wurde immer besser. Cola finde ich noch immer nicht toll, aber es hat wirklich geholfen. Zwei Kilometer später wurde ich dann gefragt, wie das Krampfgefühl so ist. Krampf? Ich spür nichts. Super, dann kommt jetzt auch nichts mehr, ich soll die letzten 4km jetzt einfach nur noch Genießen. Wird gemacht!

Bei km40 stand die größte Supporterfreundegruppe. Absolutes Gänsehautgefühl und so schön, dass die alle so lange gewartet haben. Bei km41 täschelt mit der Trainer den Kopf, äußert nochmal seinen Stolz und wünscht mir einen wunderbaren Zieleinlauf. Er wartet dann im Stadion auf mich. Markus macht weiterhin einen guten Job als Hase, erinnert mich ans Lächeln, aber das wäre nicht mehr nötig gewesen. Der Einlauf durchs Maratontor und die Stadionrunde: ich grinse vor mich hin. Kurz vor dem Ziel Arme hoch und gaaaaaaanz laut Jubeln. Wahnsinn, ICH bin gerade 42,195km gelaufen.

Nach einem Becher Wasser, geht es schon die Treppen hoch (geht gut) und ich treffe meine Supporter. Die Gruppe von km41 fand mich sehr frisch und findet mich auch jetzt erholt, die hatten schon vor mir viel Elend gesehen. Mir war das alles nicht so bewusst, aber ich hab wirklich ab km27 nur noch Leute eingesammelt. Der Puls war absolut super mit 82% vom Maximalpuls, am Schluss lag er sogar unter 80%.

Mag auch die letzte Vorbereitungsphase eher schwierig gewesen sein, hat sich die lange Vorbereitung gelohnt. Mein Ziel war es lächelnd das Ziel zu erreichen (Durchgelaufen ist das absolute i-Tüpfelchen). Mission accomplished! Und dank der Zeit von 5:19Stunden hab ich mir für den nächsten Marathon ja Spielraum für Verbesserungen gelassen. :-)))

Heute geht es mir erstaunlich gut, nur vom Bewegungsablauf ist mein Opa mit seinen 91 Jahren sicher ein wenig agiler als ich. Mein linkes Bein bzw. die Sehnist etwas sauer und zeigt das auch und ich überlege immer gaaaaanz genau, ob ich mich bewegen muss.

15 Kommentare:

  1. Wahooo.
    Die besten Glückwünsche zu dieser Wahnsinnsleistung. Ein voller Erfolg und ein toller Bericht. Chapeau!

    Jetzt ist auch endlich geklärt, wer die Liveweets in deinem Namen geschickt hat, hat Spaß gemacht mitzufiebern :)

    Viel Spaß beim Erholen und verdientem Genießen des Erfolgs.

    Gruß, Christian

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  2. Oh man, erst ist sie nicht aufgeregt,dann twittert sie fröhlich von unterwegs und dann kommt auch noch raus, dass sie keine Gehpausen gemacht hat. DU MACHST MIR ANGST! :-)

    Aber toll ist es. Und wie. Noch einmal: Herzlichen Glückwunsch. Genieß die Schmerzen, Du hast schließlich hart dafür gearbeitet. :-)

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  3. Danke für den schönen Bericht! Bisher durften wir ja nur an der Linie stehen, jetzt hast Du uns in Dich hinein schauen lassen. Klasse gemacht, Liebelein! Stark!

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  4. ein toller Bericht und eine Klasse Leistung, weiter soooo

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  5. Klasse. Herzlichen Glückwunsch. Dein Bericht ist super :-)

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  6. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  7. Großes Kino!
    (und Markus, am 31. bleibt das Handy im Hotel!)

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  8. Super, willkommen im Club.....
    Fühlt sich ja riesig an, gel?
    Ich habe Wochen gebraucht bis ich wieder Boden unter den Füssen hatte.

    Herzlichen Glückwunsch!!!

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  9. ♫ Nur sarahemily! Marathon in München! ♫
    ♫ Nur sarahemily! Marathon in München! ♫

    Auch noch mal hier: Ganz klasse Leistung gestern. Hatte so ziemlich den besten Platz, den Lauf in seiner Gänze zu bewundern. So locker sehen die wenigsten bei ihrem Debut aus.

    Das EHC-Spiel als Abschluss hat die Sache dann total bekloppt genial gemacht.

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  10. Glückwunsch, ganz große Sache! Und hätte ich gewusst, dass es eine Liveübertragung bei Twitter gibt, hätte ich mir das Laufen ja ersparen können...

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  11. Wow! Das ist ja der Wahnsinn! Seine Premiere so locker durchzulaufen. Ich habe allerallergrößten Respekt vor Dir und drück' Dich dafür, dass Du uns dran teilhaben hast lassen. Mal sehen, ob ich nächstes Jahr tatsächlich die 42km in Frankfurt in Angriff nehme. Du hast mir auf jeden Fall Mut gemacht :) Aber Du hattest wohl auch einen super Betreuerstab :) Herzlichen Glückwunsch!!!!

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  12. Herzlichen Glückwunsch zu diesem tollen Marathon-Debüt! So locker am Ende ins Ziel zu laufen, das ist für das Debüt definitiv etwas wert! Sei stolz auf dich und freue dich auf den nächsten :-)

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  13. Hey, herzlichen Glückwunsch. Das ist ja im wahrsten Sinne des Wortes super gelaufen ;-).
    Da kannst du echt stolz auf Dich sein, anscheinend hat die konsequente Vorbereitung Früchte getragen...

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  14. Herzlichen Glückwunsch zu deinem super Marathon-Debüt!
    Dein toller Bericht motiviert mich für meinen ersten kommendes Jahr!

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